Christian Kreuzberger

Textfelder zu Freud und Lacan

Plädoyer für eine zentrale Schulbibliothek (2006)

Moderne Bildungskonzepte in ganz Europa entwickeln und fördern in zunehmendem Maß den selbstständigen Wissenserwerb der SchülerInnen. In diesem Zusammenhang spielt eine in das Schulhaus integrierte „zentrale“ Schulbibliothek eine führende Rolle. Alle Schul-Neubauten (vor allem in Belgien, den Niederlanden, Schweden, Südtirol, in der Schweiz …) sind nach dem Modell „Schulbibliothek = Zentrum des Hauses, Klassenzimmer docken an“ konzipiert und werden von der EU gefördert.

Dieses Modell baut die multimediale Bibliothek direkt in das Unterrichtsgeschehen ein. Die Schüler*innen können zur Recherche von ihrem Klassenzimmer direkt in die Bibliothek wechseln, dort in Lexika nachschlagen, im Internet recherchieren, aus Zeitschriften und Büchern Textmaterial herausholen. So wird ihnen das Arbeiten mit Benutzung von Wissensquellen schon früh zu einer selbstverständlichen Arbeitsweise, die ihnen im späteren Studienweg von großem Nutzen sein wird.

Eine zentrale multimediale Schulbibliothek ist auch für eine moderne Unterrichtsgestaltung unerlässlich. Lehrer*innen bereiten ihre Stunden gewiss attraktiver vor, wenn sie ein breitgefächertes Bibliotheksmaterial auf relativ unkomplizierte Weise in den Unterricht einbauen können und nicht erst mühselig verstreute Texte auf einem Kopierer klassenweise vervielfältigen müssen. Eine digitale Lernplattform ist in dieser Hinsicht gewiss schon ein großer Fortschritt, aber sie hält die SchülerInnen mit Sitzplatz vor dem PC doch in relativer Passivität. Das Internet kann die Bibliothek mit ihren Medien nicht ersetzen.

Darüber hinaus ist längst erwiesen: Eine zentrale Schulbibliothek hat viele positive Effekte.
Zum Beispiel: Das Verbringen von sog. Fensterstunden erhält für Lernende eine andere Qualität. Anstatt zu McDonalds kann der Weg der Schüler*innen in den nahe gelegenen und ruhigen Ort der Schulbibliothek führen, in dem sie sich beim Musikhören und Schmökern entspannen können. Oder in dem sie ihre Referate vorbereiten, ihre vorwissenschaftlichen Arbeiten schreiben, etc. Sie lernen so „nebenbei“ in einer Umgebung mit Büchern und Wissensquellen zu leben, die ihnen Blicke fürs Leben und neue „Welten“ eröffnen.

Eine leicht erreichbare multimediale Schulbibliothek kann auch für das Präsentieren (von Referaten, Schüler-, Lehrer-, Eltern-, Referentenvorträgen) gut und unkompliziert genützt werden, da Beamer, Flipchart, etc. jederzeit bereitstehen. Eine Schulbibliothek kann so gesehen zum Repräsentationszentrum der Schule und zum Kommunikationszentrum des SGA werden. Und bei Elternabenden können Fragen, Probleme aber auch Projekte der Klasse effektiver besprochen und präsentiert werden als in den Hinterstüberln der umliegenden Lokale oder im riesigen Festsaal.

Eine Schule mit einer aktiven Schulbibliothek trägt zu einem positiven Lernklima bei und verleiht der Schule die notwendige Note des Intellekts. Gerade diese Note geht unserem Standort schmerzlich ab. Alle anderen Unterrichtszweige (Sport, Informatik, Naturwissenschaften) sind räumlich und ausstattungsmäßig gut repräsentiert – der Unterrichtszweig mit sprachlichem Schwerpunkt bleibt dagegen ausgesperrt und in einen ausrangierten Eisenbahnwaggon auf das Abstellgleis im Hinterhof der Schule gestellt. Kein Wunder, wenn sich das bemerkbar macht und sich in einem offensichtlich mangelhaften Verhältnis unserer Schüler*innen zum Lesen und in ihrem Umgang mit Kunst und Kultur niederschlägt.

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