Lacan unterscheidet strukturanalytisch vier Diskursformen. Jede Diskursform knüpft ein soziales Band und verfolgt dabei ein bestimmtes Ziel. Zu diesem Zweck fordert eine dominante Instanz (ein Antreiber, ein Initiator) jemanden anderen auf, für ihn zu arbeiten und für ihn ein befriedigendes Produkt zu liefern, welches die Problemlage des Initiators lösen soll. Die Problemlage des Initiators hängt mit einem verspürten Mangelgefühl zusammen, das mit dem Verlust an Genießen zu tun hat, den ein jedes Subjekt erleidet, wenn es sich den Gesetzen der Sprache und der Kulturforderungen unterwirft. Diese Ursache ist die Wahrheit jeder Diskursform. Sie wird vom konkreten Antreiber der sozialen Agitation jedoch verschwiegen und verschieden argumentiert, d.h. jeder Diskurs rationalisiert sein Unternehmen auf andere Weise:

• als politisches oder persönliches Machtstreben (Herrendiskurs)

• als echtes wissenschaftliches Streben, das Bekanntes permanent in Frage stellt und auf den Umsturz des herrschenden Systems aus ist (Diskurs der Hysterie)
• als scheinbares wissenschaftliches Streben, das die Methoden der Rationalisierung, Mathematisierung, Digitalisierung zur Machterweiterung des bestehenden Herrschaftssystems einsetzt (Diskurs der Universität)
• als Streben nach Aufdeckung und Anerkennung der subjektiven Begierden des Menschen zu dem Zweck, mit diesen Erkenntnissen besser leben zu können (Diskurs des Analytikers).