In Jenseits des Lustprinzips (1920) revidiert Freud seine bisherige Trieblehre und entwickelt sie in die Richtung einer Triebdualität von Lebens- und Todestrieben weiter. Anlass dafür geben ihm die nach dem ersten Weltkrieg verstärkt auftretenden Kriegsneurosen, in denen das Phänomen des Wiederholungszwanges auffällig zutage tritt: Die Patienten halten an ihren traumatischen Erfahrungen fest und wiederholen sie sogar in ihren Träumen. Das widerspricht ebenso der Theorie des Traumes als Wunscherfüllung wie der Tendenz des Lustprinzips zur Spannungsverminderung. Das lenkt den Fokus von Freuds Aufmerksamkeit einmal mehr auf die „konservative Natur des Lebenden“ und  auf das „Fechnersche Konstanzprinzip“, das er seit seinem Entwurf einer Psychologie (1895) kennt. Die Tendenz zur Stabilität bzw. Entspannung weist, wenn der Gedanke zu Ende geführt wird, auf das Nirwanaprinzip von Barbara Low, und somit steht Freuds Spekulation über einen Todestrieb nichts mehr im Weg. Ziel des Lebens sei es, zum Anorganischen, dem Nullpunkt der Spannung, zurückzukehren. Das gelinge aber nur über den Umweg des Lebenslaufes, für den der Lebenstrieb verantwortlich sei. Dessen „jugendlich-konstruktiver“ Elan (Eros) sträube sich gegen einen allzu schnellen körperlichen Abbau, müsse sich letzten Endes aber dennoch dem älteren Gegenspieler (Thanatos) beugen.